Der alte sengscheider Dorfbrunnen

Der ursprüngliche Brunnen – 4 Tröge – Keine Bänke für Tratsch und Klatsch oder Mögen
Am alten Dorfbrunnen unter Bäumen
stehen Bänke zum Ausruhen und Träumen.
Fiel einst die Dämmerung hernieder,
trafen sich hier die Dorfbewohner wieder.
Sie nahmen auf den Bänken Platz,
ihre Ohren weit geöffnet für Klatsch und Tratsch.
Man erzählte sich traurige und lustige Geschichten,
manche sagten auch auf kleine Gedichtchen.
Man sang Volkslieder und Schlager miteinander,
auch Liebespaare fanden zu einander.
Hier wurden zarte Bande gesponnen,
fast alle waren sich wohl gesonnen.
Es war ein schönes gemeinsames Leben,
man half sich gegenseitig, hatte sich viel zu geben.
Einer war für den anderen da,
Fernsehen kannte man damals nicht,
deshalb traf man abends sich.
Man redete noch miteinander,
hörte zu, einer dem anderen.
Diese schönen alten Zeiten sind vorbei,
heut sind sich die Menschen oft einerlei.
Viele Menschen gehen ihren eigenen Weg,
kümmern sich um ihre Mitmenschen einen Dreck.
Sie sind nur mit sich selbst beschäftigt,
andere Menschen sind ihnen lästig.
Ein herzliches Miteinander wird’s kaum mehr geben,
ein Riesenverlust im heutigen Leben ....
Frei nach Hannelore Knödler-Stojanovic, Ludwigsburg
Nicht immer – im Laufe seiner Geschichte – war der Sengschder Brunnen Anlaß zum Träumen und Dichten.
​
Er spendete Wasser für Vieh und Volk – war und ist Viehtränke und Volksbrunnen.
Der Brunnen in Sengschd ist bis heute ein wichtiger Anziehungspunkt. Es handelt sich um einen sog. Laufbrunnen – d.h. der Quellbereich wird durch Röhren mit dem Brunnentrog verbunden. Im Trog wird das Wasser gesammelt, damit Mensch und Vieh das Wasser nutzen können. Ursprünglich hatte der Brunnen 4 Becken.
Für das Vieh ist der Brunnen mit Trog eine Tränke – für die Menschen ist es ein Becken, das zum Wasserschöpfen, Wäschewaschen oder vergnüglichem Spielen für Jung und Alt gebraucht wird.
Heute rasten hier Radler und Wanderer gerne auf den Bänken, die dazu gehören.
Bevor Sengscheid zu St. Ingbert kam (1935) war die Wasserversorgung problematisch.
1896 bestand die Wasserversorgung aus drei Ziehbrunnen, die auf den Anwesen der Familien Eich, Abel und Petermann standen.
1891 kam die Zusage der damals preußischen Gemeinde Bischmisheim an die bayrische Gemeinde Ensheim zum käuflichen Erwerb der Steigelquelle auf Bischmisheimer Bann. In einem Vertrag vom 6. März 1895 zwischen Ensheim und den 118 Bewohnern von Sengscheid wurden die Modalitäten der Wasserversorgung für Sengscheid geregelt.
"Die Gemeinde Ensheim kauft die Steigerquelle, verlegt die Wasserleitung von der Quelle bis zu dem im Ort zu errichtenden Laufbrunnen."
Die erste Brunnenanlage bestand aus einer Brunnensäule und vier rechteckigen Brunnen-becken.
Von dieser Anlage stehen heute noch die Säule und ein Brunnenbecken.
Die Sengscheider haben diesen Brunnen als Gemeinschaftsleistung selbst errichtet. Sie verpflichteten sich damals zu den Erwerbs- und Herstellungskosten die Summe von 4000 Mark beizutragen. Der verbleibende Rest von 11.000 Mark wurde von der Gesamtgemeinde Ensheim aufgebracht.
Weiterhin verpflichteten sich die Sengscheider laut Vertrag zum unentgeldlichen Antransport der Gußröhren und sonstigem Material. Die Anlieger verzichteten für die Errichtung des Rohrgrabens auf Entschädigungszahlungen. Außerdem nahmen die Bewohner als Grundbesitzer die Verpflichtung auf sich, das Abwasser des Laufbrunnens über ihr Grundeigentum zum Grumbachtal hin abfließen zu lassen.
​
Mitte 1896: der Brunnen ist fertiggestellt.
Die Wasserleitung von der Brunnenstube bis zum Brunnen bestand aus einer gusseisernen Leitung von 1.850 m Länge mit einer lichten Weite von 50 mm. Die Schüttung der Quelle betrug ca. 50 Liter pro Minute. Das Wasser hat bis heute Trinkqualität.
Die Steigelquelle und der heutige Wasserversorgungsbunker liegen in einer geologischen Bruchstelle: Buntsandstein und Muschelkalk. Daher erklärt sich die hohe Wasserhärte von 25° dH (Grad deutscher Härte) – Mineralgehalt: 95 mg/l Calcium / 25 mg/l Magnesium.
Neben dieser Versorgungsfunktion hat der Dorfbrunnen meist auch eine soziale Funktion: Man trifft sich dort zum Tratsch und Plausch.
Diese Tradition des Brunnens als Treffpunkt haben Sengscheider Bürger bei der Etablierung des Sengschder Brunnenfestes aufgegriffen.
​
​
1981 erstes Brunnenfest
​
Schon das erste Brunnenfest erfreute sich regen Besuches - auch der Stadtprominenz.

​
Der Brunnenkönig
​
Franziska Meyer hat wahrscheinlich den Brunnen-König erfunden!
1. Brunnenfest 1981 auf dem Hof von Winfried Abel
Nach dem Besuch eines Stadtfestes in St. Ingbert kam wahrscheinlich die Idee auf, in Sengschd ein Brunnenfest zu veranstalten.
Verhandelt wurde mit Julius Abel über die Nutzung des Hofgeländes und der
Garage für Aufbauten (Bänke / Tische / Musikbühne / Stände für Vereine usw. 1.Ballonfahrt 1983 – Der Ballon startete mit voller Besatzung auf dem Gelände von Winfried Abel
Brunnenkönig? – Eine seltsame Geschichte
Franziska Meyer, Horst Grewe, Willi Ruffing, Edgar Sander, sowie Förster Maurer waren wahrscheinlich das Gründungsteam.
Willi Ruffing: Selbsternannter – nie gekrönter Brunnen-König - gehörte zur
Mannschaft die das Ganze ins Laufen brachte. Wie es zur Bezeichnung Brunnenkönig kam, ist nicht überliefert.
Eine Wahl - oder göttlicher Einfluß (im Namen Gottes)- ist nicht überliefert.
Auch ist bei der anarchistischen Mentalität der Sengschder ein solch höherer Einfluß kaum anzunehmen.Die anarchistische Mentalität der Sengschder hat sich - trotz der
angeblich adligen Abstammung der Familie Eich – schon in der Art der „Landnahme“
in „Singescheit“ deutlich gezeigt.
Die Bewohner bemächtigten sich des Landes indem sie Flächen rodeten(abbrannten)
und dann unter den Pflug nahmen wie man es brauchte, um die Familie zu ernähren. Gegen diese Strategie der Landnahme, die durchaus anarchistische Züge hatte, wehrte sich das Kloster in mehreren Prozessen. Die Einwohner von Sengschd haben
dieses unrechtmäßig angeeignete Land nie dem Kloster zurückgegeben.
- Das ist pure Anarchie -
In einem solchen Klima kann keine Königsherrschaft entstehen – auch nicht über
den Brunnen.
​

Landeroberung in Sengschd


