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Stromtrasse / Waldstreit in Sengscheid – ein Dorf hält zusammen

Es war einmal, daß sich Sengscheider Bürger mit Solidaritätsgeist und Durchschlagskraft für ihren Wald gegen das mächtige Energieunternehmen RWE und die saarländischen Planungs-behörden (Ministerien) gemeinsam mit der Stadt St. Ingbert einsetzten und schließlich vor Gericht obsiegten.

Der bautechnische Beweis steht an der Autobahn – Richtung Saarbrücken - am Hang der Bischmisheimer Höhe –

Ein Stromleitungsmast für eine Überlandleitung (220  kV)). Der Ausbau der Trasse wurde durch das Urteil des Oberverwaltungs-gerichts des Saarlandes vom Mai 1990 zum Stillstand gebracht. Der Rechtsstreit zwischen den Sengscheider Bürgern (unterstützt durch den Sengscheider Rechtsanwalt Dusemond und der Stadt St. Ingbert) dauerte von 1983 – 1990 / 7 Jahre

Die Sengscheider klageführenden Bürger waren:

Frau Renate Dusemond,                                      Steinkopfweg 14

Frau Maria Freiberger,                                         Steinkopfweg 12

Frau Helga Schwarzbeck,                                    Steinkopfweg 08

Eheleute Hermann und Renate Von der Heyd,    Steinkopfweg 6

Rudolf Lautenschläger                                         Steinkopfweg 4

Dr. Hermann und Ursula Sieber                           Steinkopfweg 2

Volker und Marliese Müller                                    Zum Ensheimer Gelösch 29

Alfons Blug und Gerda Schaal                              Zum Ensheimer Gelösch 35

 

Die Saarbrücker Zeitung berichtete über die Siegesfeier der Sengscheider Waldstreiter in ihrer Ausgabe vom 12. Mai 1990: „Statt Starkstrom floß Bier – Sengscheider Waldstreiter feierten ihren Erfolg.

 

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Wie kam es dazu?

 

Die RWE – eines der mächtigsten Stromnetzbetreiber in Deutschland – plante zur Schließung eines Netzwerkringes für die Versorgung des Saarbrücker Wohngebietes Eschberg eine 110/220 kv – Hochspannungsleitung (Freileitung) mit entsprechenden Trassenelementen – Waldschneisen im überspannten Wald, Masten usw . „Die Trasse durchschneidet zwischen Hassel und Reichenbrunn Wald und nimmt in Sengscheid Waldrandgebiete am Hang des Steinkopfgebietes in Anspruch; beide Waldgebiete sind ökologische Vorranggebiete nach dem Landesentwicklungsplan Umwelt vom 18.12.1979." (Amtsblatt 1980, S. 345)

In Sengscheid waren die klageführenden Bürger insofern betroffen als die geplante Trasse Bauhinterland sowie einen dicht bewachsenen Waldhang hinter ihren Grundstücken in Anspruch nehmen sollte – d.h. der Hang sollte für die Trasse abgeholzt und anschließend mit niedrigwachsendem Bewuchs neu bepflanzt werden. Eine ökologische Todsünde – wie man heute weiß (vgl. Hochwasserberichte der letzten Jahre).

Das Ministerium hatte beim Planfeststellungsverfahren die Umweltverbände nicht beteiligt – Trickserei – aber nicht mit dem entschiedenen Widerstand der Sengscheider Bürger und der Stadt St. Ingbert gerechnet. Anfang Mai 1990 feierten Sengscheider Bürger*innen und Unterstützer*innen aus St. Ingbert gemeinsam mit den Waldstreiter*innen ihren Sieg in fröhlicher Runde im Außenbereich des heutigen Sengscheider Hofes, der in den Jahren des Kampfes zum Sammelpunkt für Sengscheider Widerstandsgeist geworden war.

 

Oberbürgermeister Dr. Winfried Brandenburg reicht einem der Rädelsführer den Siegestrunk.

Strom 1.png

Mit diesem Kapitel reihte sich Sengscheid in die gute Tradition der St. Ingberter Waldstreiter ein.

Während es beim ersten St. Ingberter Waldstreit noch um die Nutzung des Waldes ging (Holzrechte / Laubrechte u. Weiderechte) ging es bei dem Waldstreit der Sengscheider Bürger schon um die ökologische Bedeutung des Waldes.

In einem Schreiben vom 12.08.1987 machten Bürger von Sengscheid geltend, „es liege ein Eingriff in die Ökologie vor, dessen Umweltverträglichkeit nicht geprüft sei“.

(Urteil vom Juni 1988)

Dieser Argumentation war letztendlich das Gericht gefolgt und gab den Bürgern recht.

Der Streit hatte 10 Jahre gedauert und wurde mit allen Finessen ausgefochten.

Der Widerstand der Sengscheider Bürger gegen Waldopfer für Stromtrassen war damals schon im Sinne eines modernen Kampfes um ökologische Ressourcen gegen mächtige Konzerne - ein mutiges Unterfangen und ganz in der Tradition des Sengscheider Widerstandsgeistes.

Ganz im Sinne dieses Geistes war Sengscheid schon Jahre zuvor zur „Atomwaffen freie Zone“ ausgerufen worden. Mit einem solchen Schild wurden Sengscheider Bürger und Gäste über viele Jahre am Ortseingang begrüßt.

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