Maibaum-Aufstellen
Zur Dorfkultur und zum Brauchtum um den Brunnen herum gehört in Sengscheid auch das alljährliche Aufstellen eines Maibaums.

Der Name geht zurück auf eine Ulme in Boston. An diesem Baum wurden im August 1765 aus Protest gegen den Stamp Act zwei Strohpuppen aufgehängt. Unter diesem Baum mussten die Steuereinnehmer später schwören, niemals Stempelmarken zu verkaufen. Die Ulme wurde danach „Tree of Liberty“
(dt. „Baum der Freiheit“) getauft und war Erkennungssymbol der „Söhne der Freiheit“.
In den folgenden Jahren kam es auch in europäischen Ländern in Mode, Bäume – zumeist Fichten und Tannen – als Symbol der Freiheit anzupflanzen oder zu errichten und mit Bändern und Fahnen zu schmücken. Angeblich hat der Marquis de La Fayette diesen Brauch nach Frankreich gebracht.
So errichteten etwa die Jakobiner 1790 in Paris den ersten „arbre de la liberté“, krönten ihn mit der Freiheitsmütze und umtanzten ihn, wobei sie Revolutions-lieder sangen. Rasch gehörte dieser Tanz um den Freiheitsbaum zu den Festen der Revolution. Zumeist wurde dazu ein Baum aufgestellt, ähnlich wie ein Maibaum, mit blau-weiß-roten Bändern geschmückt und umtanzt.
Bereits 1792 sollen in rund 60.000 Orten der Republik Freiheitsbäume als Siegeszeichen gestanden haben.
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Auch in Deutschland wurden spontan Freiheitsbäume aufgestellt, etwa von den Jakobinerclubs in den rheinhessischen Städten und Gemeinden, die zur kurzlebigen Mainzer Republik gehörten, und angeblich auch von Tübinger Studenten als Bekenntnis zu den Idealen der Revolution wurde. Das Aufstellen von Freiheitsbäumen in den deutschen Fürstentümern allerdings streng geahndet. Umgekehrt wurde die Aufstellung von Freiheitsbäumen in den neuen Départements des von den Franzosen eroberten linken Rheinufers teilweise offiziell angeordnet. (vgl. Wikipedia: Maibaum)
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Es ist nicht bekannt, dass das Aufstellen eines Maibaums in Sengscheid jemals von einer Obrigkeit angeordnet worden wäre.
Auch in diesem Fall der Entwicklung von dörflicher Kultur in Sengscheid haben einige Sengschder Bürgerinnen und Bürger in guter anarchistischer Tradition entschieden: Wir stellen in Sengscheid einen eigenen Maibaum auf. Nach glaubwürdigen Berichten wurde der Entschluss ohne lange Diskussion von einigen wenigen Bürgern aus Sengscheid u.a. von Oskar Jungfleich gefasst und umgehend umgesetzt.
Im naheliegenden Wald wurde ein entsprechender Baum ausgesucht und mit der Kettensäge umgelegt.
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